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Tagebucheintrag N°71 | Wenn nicht jetzt, wann dann? Oder: warum ich mir keine Bücher mehr verbieten möchte

Es gibt Gedanken, die kommen zusammen und häufen sich. Es gibt Dinge, die passieren, die kann man nicht erklären, doch sie bringen einen genau an den Punkt, an dem man jetzt ist. Und von dort aus geht es weiter. Zurück wird es niemals gehen. Jedenfalls nicht richtig. Manchmal scheint es ein Zurück zu sein, doch auch das ist ein Vorwärts – nur in eine andere Richtung.

 

Ja, so spät abends kann die Tinka ganz schön philosophisch sein. Und ich möchte euch an meinen Gedanken teilhaben lassen.

In der letzten Zeit sind mir selbst immer wieder Gedanken gekommen oder von anderen zugeflogen. Mein Lesen ist schon fast wie in der Schule geworden, zwar habe ich mich dagegen gewehrt, doch der Bücherstapel des SuB-Leichen-Projekts guckt mich böse an, wenn ich nach rechts aus dem Fenster sehe. Schule? Ja, Schule. In der Schule habe ich, wie viele von euch sicher auch, so manch ein Buch gelesen. Klassiker, Bücher, die man unbedingt gelesen haben muss – Allgemeinbildung und so – und vielleicht auch das ein oder andere “modernere” Buch. Und ich mag wirklich nur eins davon: Goethes Faust. Ein einziges unter vielen? Kann doch eigentlich nicht sein. Oh doch. Gut, ein Buch gab es dann noch, aber von dem ist mir nicht einmal die Handlung im Gedächtnis geblieben: Die Insel der blauen Delphine – nur Cover und Titel. Aber dieses Buch hat mich doch tatsächlich zu einem Buch inspiriert, dass es leider bis jetzt nicht über die 25 Seiten hinausgeschafft hat. Aber von den anderen Büchern ist noch weniger hängen geblieben. Warum? Ich musste diese Bücher lesen. Es wurde bestimmt was, wann und am besten noch wie viel.

Die Lese-Challenges haben mich ja, seit ich in der Buchblogwelt eine Hausnummer habe, ziemlich mitgerissen. Ich war begeistert obwohl die 10 Books Challenge echt ein ziemliches Stück war. Es war hart – doch lesen ist ein Hobby, ich liebe es und mache es in meiner Freizeit, warum muss ich mich denn quälen? Und genau diesen Nagel trifft auch Vanessa auf den Kopf. Ihren Artikel habe ich vor ein paar Tagen schon gerebloggt. Warum muss man denn auf Teufel komm raus den SuB abbauen? Und dann noch Statistiken darüber führen, wie viel man am Tag oder in der Woche gelesen hat? Ich habe heute zum Beispiel gar nicht gelesen. Warum? Erfahrt ihr weiter unten ;) Aber es juckt mich nicht. Eben weil ich mir selbst keine Fesseln für etwas auflegen will, was ich doch so gerne tue und das noch freiwillig. Genauso wie das Bloggen. Ich schreibe einen Beitrag, wann es mir passt. Ich schreibe keine Beiträge vor, weil sie zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht nicht mehr passen. Ok, einen habe ich im Petto. Merkt euch den 6. Dezember, dann kommt er online, weil er da passt, nicht im Sommer, als ich ihn geschrieben habe :D Aber sonst ist alles, was ihr hier lest frisch getippt. Daher kommt dieser Artikel jetzt. So spät und noch ganz dringend heute Abend vor dem Schlafen. Das Einzige, wo ich mich eingrenze ist mein Blogroman. Manchmal brauche ich ein wenig Druck und ich möchte euch wenigstens etwas Beständigkeit auf meinem Chaosblog geben. Ihr sollt euch ja auch wohlfühlen.

 

Und dann haben mich noch die Glimmerfeen zum Nachdenken gebracht – luki hier -, denn sie lesen bereits gelesene Bücher, obwohl sie einen hohen SuB haben (Waren es über 400 Bücher? Ich bin mir nicht sicher). Sie wollen sich nicht von Trends beeinflussen lassen, was wie sie zugeben, schwer ist. Man steckt ja doch in dieser Internet-Buch-Welt drin und tauscht sich mit Anderen aus. Und für mich der wichtigste Punkt: Sie wollen Bücher zu dem Zeitpunkt lesen, zu dem sie gelesen werden wollen.

Meine Befürchtung war immer, dass ich irgendwann keinen Platz mehr für meine Bücher habe. Ich wollte auch den Gedanken, meine Bücher wegzugeben, in meinen Kopf lassen. Aber ein kleiner Anfang ist gemacht. Ein paar Bücher, die ich wirklich nicht mehr lesen werde, haben Pauli glücklich gemacht: sie hat ein Buchpaket von mir bekommen.

 

Und eine weitere Neuheit ist passiert. Ich werde wohl unter die E-BookLeser gehen und mich ein wenig umschauen. Oh, ich habe mich schon umgeschaut. Und … ich schätze mal (ich kann nicht schätzen) mindestens zwanzig Leseproben auf meinen neuen Kindle geladen. Oh-oh.

 

So *alle Fäden in eine Hand nehm* ich möchte mich nicht mehr durch Buchkaufverbote ausbremsen lassen, weil ja mein SuB so hoch ist. Hiermit ist zumindest das SuB-Leichen-Projekt abgebrochen. Ich möchte die Bücher zu dem Zeitpunkt lesen, wenn sie mich anspringen. Und das sind dann wohl die Bücher zu dem Zeitpunkt an dem ich sie kaufe. Mit dem Kindle brauche ich mir wenigstens um den Platz keine Sorgen mehr zu machen :D Die ABC-Challenge lasse ich einfach mal laufen, wie sie ist, da habe ich ja noch zehn (?) Monate für Zeit.

 

Ich habe mich in letzter Zeit *neuen Faden knüpf* auch versucht zu bremsen, obwohl mich ein Buch wirklich mit Dackelblick angesehen hat. Aber jetzt denke ich, warum soll ich dieses bettelnde Buch liegen lassen? Damit ich ein Buch zu Ende lesen kann, dass mich jetzt nicht mehr so packt? Vielleicht ist es ja wirklich später eher was für mich, da muss ich mich doch nicht quälen, doch nicht meine Zeit mit vertun. Und genau aus diesem Grund habe ich heute nicht gelesen. Ich habe mir nur ein Buch mir nach Hause genommen, dass ich aktuell lese. Hier gibt es natürlich einige Bücher, aber ich möchte nicht zu viele Angefangene hin und her schleppen. Und weil mich das Buch, das ich hier habe, nicht fett anlacht, habe ich heute nicht gelesen. Und das ist ok. Die anderen haben mich nicht fett angelacht, nur eins hat geschmunzelt – vielleicht überzeugt es mich doch noch.

 

Noch so ein Punkt: vorablesen.de. Super Sache! Nur habe ich am Anfang den Fehler gemacht und gedacht: “Wooooooh! Bücher. Kostenlos. Nur eine Rezi schreiben – Kein Problem!” Und habe mir teilweise, nicht nur, – berauscht von der Auswahl und der neuen Möglichkeiten, Bücher ausgesucht und mich für sie beworben, die ich im Laden vielleicht links liegen gelassen habe. Und dann musste ich sie auch lesen – drei Wochen hat man Zeit – und dabei sind vielleicht nicht so positive Rezensionen bei rausgekommen, wie von einem Leser, der das Buch unter anderen Bedingungen gelesen hat. Vielleicht war ich noch nicht bereit für das Buch. Was auch immer ^^ Jedenfalls schaue ich bei Bücher von vorablesen.de jetzt schon seit ein paar Wochen, ob ich das Buch wirklich möchte, weil ich das Buch möchte und nicht, weil ich ein Buch, dass ich vielleicht möchte, kostenlos haben kann.

 

Und beim Schreiben ist es irgendwie genau das Gleiche. Gemeint sind damit die Schreibmonate. Ich bin nicht dagegen. Ich habe sie ausprobiert. Ich habe mehr geschrieben, als sonst, vielleicht sogar alle Jahre vor meinem ersten NaNoWriMo zusammen genommen. Aber auch Schreibmonate beginne ich langsam kritisch zu hinterfragen. Schreiben ist eine Sache, die mich schon seit der Grundschule begleitet. Geschichten ausdenken, Welten erschaffen, Charaktere in Abenteuer stecken. Dinge, die mir Spaß machen … Die ich nun wieder versuche in Ketten zu legen. Kreativität in Fesseln? Kein schönes Bild. Und eigentlich ist es nur der Schweinehund, dem ich vorsorglich mal den Maulkorb angelegt habe. Ich habe lange Zeit nicht geschrieben, aber das lag nicht an ihm, das lag nicht an meiner Disziplin. Ich konnte einfach nicht schreiben. Das ist der einfache Grund. Es ging nicht. Und nun geht es und ich packe schwere Eisenketten darauf.

 

Aus diesem Grund weiß ich nicht, ob ich im November am NaNo teilnehmen werde. Ich bin ihm dankbar, er hat mir gezeigt, was ich kann, was möglich ist. War mein Lehrmeister, sozusagen, aber nun muss ich allein hinaus in die Welt und mich finden. Und ich kann nur das mitnehmen, was ich wirklich tragen möchte und tragen kann. Was brauche ich eine Kette, wenn ich Stift und Papier habe. Wenn ich Lust am Schreiben habe, dann schreibe ich auch. Punkt.

 

Und wieder einmal nehme ich alle Fäden in die Hand (diesmal zum letzten Mal). Ich möchte nach dem Lustprinzip leben. Tun, was mir Spaß macht. Lesen, was, wann, wo und wieviel ich will. Und genauso auch schreiben.

 

Und damit wünsche ich euch einen schönen Abend und eine gute Nacht. Wie ihr seht, dieser Text wollte geschrieben werden :D

Eure Tinka

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