Diese Frage hat mir Mimi (@stillundsensibel) gestern gestellt. Außerdem fragt sie, ob ich generell ein Morgenmensch bin.
Das mit dem Aufstehen ist bei mir tatsächlich so eine Sache. Es gibt Tage, da klebe ich unter meiner Bettdecke fest, und will nicht aufstehen. Das kommt häufiger vor, als ihr euch vielleicht vorstellen könnt. Meistens sind das Tage, an denen ich sehr wenig Zeit habe, an meinen eigenen Projekten zu arbeiten. Und ich denke, genau das ist der springende Punkt.
Bis vor einem Jahr habe ich zu verschiedenen Uhrzeiten an meinen Projekten gearbeitet. Je nachdem, wie ich Zeit hatte. Mal am Vormittag (9 bis 10 Uhr lief da super) oder mal am Abend (ab 22 Uhr war genau meine produktive Zeit). Ich bin also kein genereller Morgenmensch (obwohl ich in einer meiner Sommerpausen schonmal um 5 Uhr aufgestanden und direkt mit einer Tasse schwarzem Tee geschrieben habe). Früher dachte ich, dass ich eher ein Langschläfer bin, aber wenn ich will, kann ich zu jeder Zeit produktiv sein. Das mit dem Zeitmanagement ist der andere Faktor, aber ich habe meinen Weg für mich gefunden. Aktuell schreibe ich live auf Twitch und andere Menschen können mit mir gemeinsam produktiv sein: Montag bis Freitag von 7-8 Uhr.
Vielleicht zu der wichtigsten Frage: Wie schafft ihr es, auch regelmäßig an euren Projekten zu arbeiten?
Vermutlich wird euer Alltag, genau wie meiner, von regelmäßigen Beschäftigungen dominiert. Neben dem Schlafen sind das Schule/Uni/Brotjob, Haushalt, Familie/Partnerschaft und persönliche Zeit, die ihr mit Hobbys verbringt. Schreibt einfach mal auf, was ihr so alles am Tag macht (auch die Zeit, die ihr am Smartphone verbringt 😉) und teilt die Prioritäten zu. Macht euch eine Liste und setzt Nummern davor. Was ist das wichtigste?
Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Schule/Uni/Brotjob eben wichtig sind, um euch euren Lebensunterhalt oder die Zukunft zu sichern - auch wenn das Dinge sind, die ihr vielleicht nicht gerne macht. Sie sind also wichtig. Schlafen und Essen sind wichtig für die Gesundheit. Bedenkt auf jeden Fall eure Grundbedürfnisse und fragt euch: Was ist wirklich notwendig für euch, um zu existieren. Dabei ist es natürlich auch denkbar, dass ihr euren aktuellen Lebensstandart hinterfragt. Braucht ihr so eine große Wohnung oder reicht eine kleinere aus, durch die ihr weniger Geld verdienen müsst? Es auch ist durchaus zumutbar, das Smartphone für eine Weile zur Seite zu legen, um Zeit zu sparen. Und wenn es das nicht ist, stellt euch die Frage, was ist wichtiger: Das Schreiben oder diese Tätigkeit? Und es ist total okay, wenn das Schreiben nicht das wichtigste für euch ist.
Der nächste Schritt ist, sich einmal vor Augen zu halten, wie viel Zeit am Tag euch zur Verfügung steht und wie ihr diese füllen müsst und wie viel noch übrig bleibt. Oft ist es schwierig, jeden Tag genau das gleiche Zeitfenster zu haben (denn immer die gleiche Uhrzeit für eine Beschäftigung ist hilfreich, um dieser schon fast automatisiert nachzugehen). Bei mir sind es zum Beispiel wechselnde Schichten auf der Arbeit. Die einzigen unberührten Zeiten sind bei mir vor 08:00 und nach 20:30, also ist es für mich naheliegend, meine Schreibzeit in diesem Fenster zu platzieren. Vielleicht versuche ich irgendwann noch einmal, abends zu schreiben, aber aktuell ist es vor 8 Uhr einfach aus persönlichen Gründen praktischer.
Das ist im Prinzip der logische Grund, warum ich es schaffe, gute zwei Stunden früher aufzustehen, als ich eigentlich müsste. Der emotionale Grund ist der, was ich mit dem Schreiben erreichen möchte: Ich will einfach unabhängig von meinem Brotjob sein. Das ist der größte Antrieb für mich, der mich aus dem Bett zieht, auch wenn es noch so gemütlich ist, die Katzen noch so kuschelig oder ich einfach auch mal wie alle anderen liegenbleiben möchte. Dieses Ziel ist so fest in mir verankert, dass ich noch nicht einmal die Augen geöffnet habe, und oft schon an das Schreiben denke - und ich bin ehrlich - auch an die vielen anderen Dinge, die dazu gehören: Social Media, das Streamen meines Schreibens am Morgen, der Austausch mit anderen Autoren. Alles nur, um eines Tages nichts anderes zu tun, als genau das.
Es ist also nicht nötig, früh aufzustehen und wenn es nicht in euer Leben passt, dann macht das überhaupt nichts. Das wichtigste ist, dass ihr das tut, was ihr wirklich wollt und euch eine Basis dafür schafft. Die Basis eines solchen Lebens ist nochmal ein ganz anderes Thema und würde an dieser Stelle zu weit führen. Nur so viel: Wenn ihr mental oder körperlich nicht in der Lage seid, zu schreiben oder überhaupt aufzustehen, dann ist dies eure erste Baustelle - das Schreiben kommt später.
Ich hoffe, meine Erfahrung und die Tipps helfen euch weiter!
Wir lesen uns!
Eure Tinka :-)
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Marina Knorky (Mittwoch, 03 Februar 2021 22:41)
Ein bisschen musste ich schmunzeln, dass 7-8 Uhr von anderen als "früh aufstehen" bezeichnet wird � Naja, aufstehen wirst du sicher früher, aber trotzdem.
Ich bin eigentlich so gar kein Morgenmensch. Schon in der Schule habe ich lieber nachts gelernt. Ich liebe es morgens noch länger im Bett liegen zu bleiben und erst langsam aufzustehen. Doch als ich vor mittlerweile fast 14 Jahren mit der Uni fertig war und arbeiten musste, blieb mir nichts anderes übrig, als meinen natürlichen Rhythmus zwangsläufig in die Morgenstunden zu korrigieren. Mit Kind werden die Aufstehzeiten dann auch vorgegeben, was sehr früh sein kann - zumindest wenn es immer schon zwischen fünf und sechs wach ist.
Seit nun eineinhalb Wochen stehe ich aber jeden morgen freiwillig um 5 Uhr auf, einfach um mich in Ruhe fertig für den Tag zu machen. So wirklich komme ich in der Zeit nicht zum Schreiben, weil der kleine Mann immer früher wach wird, wenn ich nicht neben ihm liege. Aber zum einen wird sich das sicher auch noch ändern und zum anderen fühlt es sich trotzdem ziemlich gut an. Ich darf mich nur nicht noch mal umdrehen und auf die Snooze-Taste drücken �
Und man mag es glauben oder nicht, am Anfang fand ich es schrecklich, aber schon am Ende der ersten Woche hab' ich gemerkt, wie viel mehr ich vom Tag habe und wie viel entspannter ich bin. Man muss natürlich entsprechend früh ins Bett gehen, was bei mir bedeutet, dass ich nur knapp eine Stunde am Abend habe, nachdem der kleine Mann schläft. Aber das ist okay.
Generell hast du aber Recht. Es geht gar nicht darum, früh aufzustehen, sondern darum für sich einen Rhythmus und eine feste Schreibzeit zu finden. Obwohl ich früh aufstehe, ist meine Zeit eben diese eine Stunde am Abend. Verrückt und verdreht. Aber ich mache das, weil ich mein Manuskript beenden möchte und dafür brauche ich täglich (Schreib-)Zeit.
Ich würde sehr gerne mal live mit dir schreiben, nur ist mir zwischen 7 und 8 Uhr ironischerweise leider zu spät � Aber vielleicht klappt es ja irgendwann doch noch mal!
Tinka (Freitag, 05 Februar 2021 19:28)
Vielen Dank für deinen sehr langen Kommentar, Marina. Das freut mich wirklich sehr <3
Mir geht es fast genauso. Ich bleibe super gern länger liegen, aber wenn ich es an einem Sonntag dann doch mal tue, dann geht es mir körperlich gar nicht gut. Mein Kopf ist außerdem total unmotiviert und ich hasse dieses Gefühl, eigentlich zu wollen, aber mich nicht aufraffen zu können xD
Freut mich total, dass du eine Schreibzeit für dich gefunden hast. Immerhin könntest du ja die Streams nachschauen und dazu schreiben. Ich weiß, es ist nicht das gleiche, aber zumindest fast ^^