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[Buchgedanken] Tiere Denken - Richard David Precht

Richard David Precht gibt in seinem Buch Tiere Denken einen umfassenden Überblick über die gemeinsame Geschichte von Mensch und Tier bis hin zu den heutigen Zuständen in der Gesellschaft und Wissenschaft. Kurzweilig gibt er Denkanstöße und bestärkt mich in meinem Wunsch, immer veganer zu leben ...

[Kurzer Disclaimer]

Natürlich bin ich bei weitem nicht perfekt und hin und wieder "gönne" ich mir auf Kosten anderer etwas, aber es gibt mittlerweile gewissen Grundsätze, an die ich mich halte und entdecke immer wieder Dinge, die mir entgangen sind. Außerdem möchte ich nicht belehren, sondern eher inspirieren und ein Vorbild sein, mit dem was ich tue. Es gibt keinen Grund für jemanden anderen, sich vor mir - oder für mich mich vor anderen - zu rechtfertigen.

Es folgen meine eigenen Gedanken und Vorstellungen, die vermutlich nicht immer politisch, gesellschaftlich, historisch sonstwie korrekt und tiefgründig durchdacht sind sind ... Aber darum geht es hier auch gar nicht 😉

[/Disclaimer]

 

Zentrale Frage: Welche Rechte kann man/mensch Tieren zusprechen?

Es ist natürlich sehr interessant, eine Reise durch die Geschichte und Vorgeschichte zu machen und zu schauen, wie Menschen in diesen Zeiten mit dieser Frage umgegangen sind. Allerdings wird das dann alles ziemlich theoretisch. Spannend fand ich hier jedoch die Vorstellung, dass Menschen ja auch nicht wollen, dass ein Wesen, welches über mehr "Gewalt" als sie verfügt, einfach bestimmen kann, wie mit ihnen umgegangen wird.

Um die Frage für mich zu beantworten, ist es meiner Meinung nach naheliegend, sich so gut wie möglich in ein Tier hineinzuversetzen und seine Bedürfnisse zu verstehen. Es ist völlig unsinnig, Tiere aus Tierparks einfach vor die Tür zu setzen oder wie in dem Szenario von Precht beschrieben, vor sich hinvegetieren zu lassen, bis sie eben das Zeitliche segnen. Das kommt meiner Meinung nach auf genau das gleiche hinaus, als würde man alles so belassen, wie es ist.

 

Genau wie Menschen sind Tiere Gewohnheitstiere und die Welt hat sich verändert. Gerade vor ein paar Tagen habe ich von einer indischen Stadt gelesen [im Stern? Spiegel? Irgendwie sowas 😅 ], in der Jaguare gemeinsam mit Menschen leben. Sie haben sich einen neuen Lebensraum gesucht, zu dem ihre Bedürfnisse passen und arrangieren sich damit. Und die Menschen müssen lernen, mit diesen "gefährlichen" Tieren umzugehen. Ich möchte ihnen ihre natürliche "Gefährlichkeit" jetzt nicht abzusprechen, aber wer schon einmal eine nähere Bindung zu Tieren hatte, wird wissen, dass sie im Gegensatz zu Menschen nicht böswillig töten. Sie sind im reinen mit der Natur, nehmen, was sie brauchen, und greifen in den seltensten Fällen Menschen an. Die Zahl der Übergriffe auf Menschen ging übrigens drastisch zurück, als die Bewohner der Stadt verstanden, mit ihren neuen Nachbarn umzugehen.

Haustiere nach und nach auszuwildern, halte ich für sinnlos. Ich denke, sie schätzen unsere Gesellschaft, schließlich haben wir sie jahrelang darauf hingezüchtet. Wir sollten allerdings aufhören, ihnen unseren Willen aufzuzwingen - dabei rede ich nicht von Erziehung, denn die ist vielen Tieren in ihrer Kindheit gleich, damit sie wissen, wie sie sich in der Lebensgesellschaft verhalten, um niemandem zu schaden und wenig anzuecken. Es geht mir dabei eher um das Wie. Dass Menschen verstehen, dass unsere Haustiere keine Menschen sind und uns manchmal nicht gleich verstehen können. Meiner Meinung nach vollbringen unsere Haustiere eine großartige Leistung, weil viele Besitzer nicht unbedingt in der Lage sind, sich deutlich auszudrücken. Gewalt sollte in dem Zusammenhang natürlich der Vergangenheit angehören. Doch wie sieht es mit dem wohl größten Problem, der Ernährung, aus? Bei Hunden ist bekannt, dass man sie sogar vegan Ernähren kann ... Sicherlich findet man im Wald nicht mal auch so eben Aas, das der Hund auf seinen Freigängen naschen kann, wie er es in der Natur vermutlich machen würde (das wissen die Menschen aktuell noch zu vermeiden) und zu wildern ist ihm auch nicht gestattet. Wie sollte ein Hund also an sein Fleisch kommen, ohne Tierleid zu verursachen?

Bei Katzen ist das ganze relativ einfach. Viele sind Freigänger und sollten prinzipiell die Möglichkeit dazu bekommen. Somit ist die Futterfrage bei ihnen größtenteils geklärt ...

Doch was ist mit den verschiedenen hochgezüchteten Haustierrassen, die viele erbliche Krankheiten [ich denke hierbei an Knochenschäden oder plattgedrückte Nasen, die sie kaum atmen lassen, irgendwelche Falten, die sich ständig entzünden] mit sich tragen und überhaupt - den natürlichen Drang jedes einzelnen Tieres, sich fortzupflanzen und seine Art zu erhalten?

Darf der Mensch entscheiden, kranke und nicht gesunde Tiere auszusortieren? Darf er weiterhin in das Sexualleben eines anderen Wesens eingreifen? [Zwischen den Zeilen schreibe ich die Dinge, die unter Menschen mittlerweile nicht mehr üblich sind (sein sollten?), nämlich Geburten zu regulieren und zu entscheiden, wer mit wem aus welchen Gründen auch immer Nachkommen zeugen darf] Was mich auf die Frage bringt, wie frei wir selbst mit dieser Entscheidung sind - sind wir doch ziemlich hormongesteuerte Wesen in dieser Frage und durch unseren "natürlichen" Einzugsbereich eingeschränkt ... Vielleicht ist dieses Bild vom Dorf, in dem alle leben, sich kennen, untereinander heiraten und Kinder bekommen, ein ziemliches Klischee, aber im Prinzip entspricht es oft der Wahrheit. Können wir Tieren ein größeres Recht zu sprechen, von dem wir glauben, dass wir es haben, obwohl es nur eine Täuschung ist, da jeder in seiner eigenen Bubble/Wirklichkeit lebt - die Gefahr ist groß, den perfekten Partner zu übersehen, weil dieser in Japan lebt und ich in Deutschland, ist einfach mal zu groß, weil für mich alle Japaner einfach mal gleich aussehen 😅 Soll natürlich nur ein Scherz sein [und auf keinen Fall rassistisch gedeutet wereden 🙄], dennoch bringt es mich auf die Frage, ob es diesen einen jenen perfekten Menschen überhaupt gibt - und, was die Natur eigentlich will und ob sie überhaupt etwas will.

Dürfen wir also in der Sexualität eines anderen Wesens tiefgreifende Entscheidungen treffen? Oder sind die Entscheidungen eher ein Bedürfnis an uns selbst, um die Überbevölkerung einer anderen Art zu unterdrücken und diese nach unserem Willen zu lenken?

Die Richtung solcher Gedanken ist wirklich heikel und wenn wir allen Tieren ein Recht auf Leben und, in ihrem Rahmen, Selbstbestimmung zusprechen wollen, dann müssen wir Abstriche machen. In Indien funktioniert das zumindest ganz gut.

 

Wie sieht es hingegen mit den "Nutz"tieren aus, die zumindest nicht mehr den Nutzen erfüllen, uns Menschen zu ernähren. Sie würden zangsläufig aussterben. Es sind zu viele, um sie auszuwildern. Vermutlich gäbe es eine globale Katastrophe, die Natur bräuchte Jahre, um sich davon zu erholen. Den Prozess langsam ausschleichen und über Jahre vielleicht Jahrzehnte weiter Tiere ausbeuten? Zumindest würde man die Bestände minimieren und den globalen Burnout der Erde verhindern 🤔

Das Problem ist einfach, dass der Mensch seit gut 10.000 Jahren Einfluss auf seine Natur und Mitbewohner nimmt, dass dies unmöglich in kurzer Zeit umkehrbar ist. Damit die Frage, kann der Mensch es verantworten, ein von ihm gezüchtetes Tier aussterben zu lassen und somit die Artenvielfalt zu gefährden?

Ehrlich gesagt, gefährdet und nimmt der Mensch eben seit dem Neolithikum die Artenvielfalt. Es ist gewissermaßen der Lauf der Dinge, dass Arten sterben - nur will der Mensch eben jetzt nicht aktiv die Verantwortung dafür tragen. Wir wollen doch Tiere schützen und nicht ausrotten. Dummerweise haben wir uns seit eben jener Jungsteinzeit auf uns nützliche Pflanzen und Tiere gestützt, sie so geformt, dass sie uns noch nützlicher sind und die anderen ganz vergessen. Von allen essbaren Pflanzen auf der Welt schafft es nur ein geringer Prozentsatz auf unseren Speiseplan. Warum? Weil sich einige Arten nicht gut anbauen ließen. Und da sprechen wir noch von abwechslungsreicher Ernährung 😂 Ein paar Tiere auf dem Teller macht das Menü jetzt auch nicht fett. Dennoch glaube ich, dass nach der globalen Katastrophe, dem Burnout der Natur eben jene sich wieder davon erholen würde. Wäre nur eine krasse Zeit, aber der Mensch hat ja sowieso schon genug Umweltkatastrophen ausgelöst und nebenbei bemerkt haufenweise Tiere mit seinem Jagdverhalten ausgerottet.

Das eigentliche Problem liegt meiner Meinung darin, dass der Mensch das biblische "liebet und vermehrt euch" zu wörtlich genommen hat und nun mit fast 7,5 Milliarden Individuen dasteht. Das kann auf Dauer sowieso nicht gut gehen und führt ohne Zweifel früher oder später zu einem globalen Burnout. Und, auch wenn es die überzeugten Fleischesser nicht gerne hören, führt an vegetarischer bzw. veganer Ernährung über kurz oder lang kein Weg vorbei.

Dem Menschen eigen ist auf jeden Fall sein Egoismus und aufgrund seiner hohen Population ist der Mensch vielleicht nicht besser als ein Tier, dass im Hunger die Kinder eines Artverwandten frisst, allerdings in so vieler Hinsicht einfach dümmer, dass er sich eines so hohen Verstandes rühmt, eben diesen aber so selten benutzt und im großen und ganzen handelt, wie ein Tier, das er im Grunde genommen auch ist.

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