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Zeitmanagement für Autoren

Immer wieder ertappe ich mich selbst dabei, dass ich spät dran bin oder doch etwas mehr Zeit brauche, als gedacht. Zeitmanagement scheint das Allheilmittel zu sein. Schon vor Jahren habe ich dazu einen Workshop besucht, allerdings hat es einige Zeit gebraucht, bis ich die Dinge wirklich verstanden habe, die ich dort gelernt habe. Besonders im letzten Jahr sind mir einige Dinge bewusst geworden, die ich hier mit euch teilen möchte.

Tipp 1: man kann Zeit nicht managen

Ja, auch ich bin dem Mythos aufgesessen, habe Zeitmanagement-Workshops besucht. Aber nun bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich verstanden habe: Man kann Zeit nicht managen. Witzige Vorstellung, etwas kontrollieren zu können, das man weder vervielfachen noch speichern oder verschenken kann, ohne weniger oder mehr davon zu haben. Zeit ist einfach da und ich persönlich glaube, das ist das große Geheimnis. Man muss die Zeit einfach nehmen, wie sie kommt. Sie ist nicht der Feind, dem man hinterher jagen muss, man kann sie nicht finden. Sie ist einfach da – überall und allgegenwärtig. Darum hat man auch immer Zeit ;-)

Tipp 2: das wichtigste zuerst tun

Gestern habe ich euch ja erklärt, warum man immer Zeit hat ;-) In den nächsten Tagen werde ich euch ein paar Tipps geben, wie ihr die Zeit, die ihr sowieso schon habt, richtig nutzen könnt. Lange Zeit habe ich mich mit den „unwichtigen“ Dingen des Lebens aufgehalten, Dinge, durch die ich zwar das Gefühl hatte, etwas getan zu haben, die mich aber nicht weitergebracht haben. Gegen meinen Willen, weil ich lieber Dinge mache, die mich spontan ansprechen, und ganz mühsam habe ich verstanden, dass ich so auf Dauer nicht weiterkomme. Ich muss Prioritäten setzen. Ihr alle kennt doch sicherlich die Geschichte mit dem Professor, der ein leeres Glasgefäß vor seine Studenten stellt und zunächst die großen Steine, dann kleinere Steine, als nächstes Sand und schließlich noch ein Bier dazu kippt …

Tipp 3: die Zeit limitieren

Zeit ist relativ – ich glaube daran, dass sie sich ausdehnt und zusammenzieht, ohne dass wir Menschen darauf viel Einfluss haben. Warum sollte die Deutsche Bahn sonst so oft mit Verspätungen zu tun haben, wenn die Züge länger sind als die Zeit, brauchen sie nun mal auch länger, um von A nach B zu kommen :D Spaß bei Seite. Auch wenn ich in meinem ersten Tipp gesagt habe, dass man Zeit nicht managen kann, kann man die Zeit künstlich begrenzen. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz und ich habe es selbst schon zu oft am eigenen Leib erfahren dürfen, dass das Tun einer Sache genau so lange dauert, wie du dir Zeit dafür nimmst. Konzentriere dich also für einen bestimmten Zeitraum nur auf eine Sache (übrigens wurde Multitasking auch bei Frauen (!) als Mythos enttarnt). Das steigert die Produktivität und dir bleibt Zeit für andere Dinge.

Tipp 4: schreibe immer zu Beginn des Tages

Ich bin ein absoluter Abendschreiber, so mit Schoki und Kerzen und so. Und ich muss Frühstücken, ohne gehe ich nicht aus dem Haus. Eine Tasse Tee zum Schreiben ist echt schön, ich muss es mir ja gemütlich machen. Vielleicht kommen euch die Sätze aus meinem Bingo bekannt vor, denn ich nutze sie selbst sehr gerne. Allerdings habe ich gemerkt, dass das mit dem Schreiben gar nicht mal so schlecht läuft, wenn es die erste Sache ist, die ich am morgen mache. Der Grund dafür ist, dass ich mich nicht selbst belügen kann. Ja, richtig gehört, wer macht das nicht hin und wieder ganz gerne? Ich glaube doch tatsächlich, dass ich abends ausreichend Zeit zum Schreiben „finde“, nachdem ich all die anderen wichtigen Dinge getan habe. Haha! Nein, so ist es nicht, ich habe meinen Tag mit so vielen Kleinigkeiten gefüllt, dass fürs Schreiben tatsächlich keine Zeit mehr übrig bleibt. Außerdem arbeite ich in meinem Brotjob größtenteils abends, mein Liebster möchte vielleicht auch lieber die Abendstunden mit mir verbringen und ich habe gemerkt, wenn ich morgens noch vor allen anderen Dingen schreibe, bin ich noch in einer Art Schlafphase, in der es mir ganz leicht fällt, ohne nachdenken zu schreiben. Ich lasse die Wörter einfach nur aus mir herausfließen, ohne einen Moment über all die anderen Dinge nachzudenken, die ich im Verlauf des Tages noch zu tun habe. Und dann kann ich laufen gehen, frühstücken und den Tag starten …

Tipp 5: Schreiben ist wichtig!

Wenn ihr die Tipps der letzten Tage (besonders des letzten) beherzigt habt, dann wird euer Umfeld zwangsläufig merken, dass ihr es mit dem Schreiben ernst meint. Mein Liebster zeigt mir regelmäßig den Scheibenwischer, wenn ich bereits morgens am PC sitze, noch bevor er oder ich ein Wort herausgebracht haben. Genau das meine ich nicht (obwohl die Kommunikation „Schreiben ist wichtig!“ mit den Mitmenschen durchaus wichtig ist – sobald sie wach sind). Wie sieht es mit dir aus? Wie wichtig ist dir das Schreiben?

Tipp 6: Pläne machen

Dass ich ungeplant ziemlich faszinierende Dinge zustande bringe, weiß ich zwar schon lange, jedoch überrascht es mich jedes Mal aufs Neue. Zum Beispiel ist heute im Schreibmeer ein Artikel zur Jahresplanung von mir online gegangen :-D Genau darum soll es heute gehen. Ich liebe es Pläne zu machen, denn unsinnig ist es ganz und gar nicht. Nachdem ich also für mich festgelegt habe, dass im Jahr 2018 meine höchste Priorität ist, einen ordentlichen Roman zu schreiben – das heißt eine Rohfassung und diese zu überarbeiten, damit ich für mich herausfinde, wie ich am besten das Projekt „Romanschreiben“ angehe – habe ich mir einen Plan gemacht, wie ich das angehen will. Dafür habe ich das große Projekt in kleine Teilschritte aufgesplittet und geschaut, was ich schon kann und wo ich noch Nachholbedarf habe. Die Dinge, die ich schon öfter gemacht habe, fallen mir einerseits leicht (ich weiß genau, was ich zu tun habe und die Wahrscheinlichkeit, dass ich anfange zu prokrastinieren, ist eher gering), andererseits kann ich einschätzen, wie viel Zeit ich für diesen Schritt brauche. Das gefährlichste, was man meiner Meinung nach tun kann (weil es zu Überforderung und damit zu Prokrastination führen kann) ist, sich zu viel in einem zu kleinen Zeitrahmen vorzunehmen. Ich habe das schon oft erlebt, aber wenn ihr das selbst ausprobieren möchtet, tut euch keinen Zwang an ;-) Also, macht euch einen Plan und nehmt euch ruhig mehr Zeit für Dinge, von denen ihr noch nicht wisst, wie lange ihr dafür braucht.

Tipp 7: Pausen gönnen

In sechs Tagen erschuf Gott die Welt und am siebten Tag ruhte er sich aus. Ist die Welt perfekt geworden? Ich denke schon. Zwar glaube ich nicht an den Mann auf der Wolke – mein Glaube ist etwas abstrakter –, aber es verbildlicht das, was ich meine ganz gut. Es ist wichtig, sich Pausen zu können. Im letzten Jahr habe ich sieben Tage die Woche durchgepowert. Weil ich noch keinen Brotjob und „nur“ meine Bachelorarbeit schreiben musste, ging das theoretisch ganz gut. Ab und zu gönnte ich mir Pausen und war sauer auf mich selbst, weil ich an einem Katertag nichts hinbekommen und nur auf der Couch gelegen habe, oder weil ich immer noch zu wenig geschafft hatte (auch wenn ich nicht verkatert war). Ich war nie zufrieden mit mir und dem, was ich geschafft habe. Um zu verstehen, wie wichtig Pausen sind, musste erst 2017 kommen – und eine neue Beziehung, durch die ich verstanden habe, dass ich Pausen brauche. Jetzt, am Ende des Jahres, achte ich darauf, ein Wochenende zu haben und einen Feierabend, damit ich vor meinem Brotjob noch ganz entspannt etwas essen kann. Bin ich jetzt unzufrieden mit mir, weil ich weniger schaffe? Nein, denn durch die anderen Dinge, die ich in dieser Zeit gelernt habe – schaut euch die Tipps der letzten Tage nochmal an –, habe ich definitiv an Lebensqualität gewonnen und trotzdem in einem Jahr zwei Buchprojekte realisiert.

 

Ich hoffe, diese Tipps helfen euch und auch mir (sollte ich sie aus den Augen verlieren) weiter, all die neuen und alten Projekte im nächsten Jahr anstehen, umzusetzen.

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