Schreibe nur über das, was du kennst.
Diese Aussage begleitet mich schon eine ganze Weile und es ist sinnvoll, zumindest über einige Themen, die man besprechen möchte, zu recherchieren. Herauszufinden, was zumindest theoretisch passiert, sollte das mindeste sein. Schwieriger wird es, einen eigenen Eindruck, Gefühle und Empfindungen wiederzugeben, wenn es um bestimmte Erlebnisse geht.
Wer mich und mein Tun schon ein bisschen verfolgt, der weiß, dass ich es liebe, andere Menschen zu motivieren, das zu tun, was sie unbedingt wollen - dies aber vielleicht nicht immer von selbst schaffen. Ihnen Mut zusprechen und die positiven Seiten daran zu zeigen, das ist genau meins. Dabei kommt alles, was ich sage, aus meinem Herzen (sehr pathetisch ausgedrückt). Ich möchte einfach, dass es anderen Menschen gut geht und ihnen zur Seite stehen, wenn sie selbst die Motivation verloren haben. So gibt es einige Artikel von mir über das Zeit zum Schreiben finden und meine Gedanken dazu - auch zum Prokrastinieren.
Um den Bogen zurück zum "Schreibe nur über das, was du kennst" zu ziehen: Ich war Schülerin, Studentin und habe ein freiwilliges Jahr gemacht. In einem meiner letzten Beiträge in der Teestube, bin ich noch einmal der Frage auf den Grund gegangen, wie ich das alles schaffe. Bisher, war es mir zu leicht möglich, all das zu tun, was ich wollte. Ich hatte recht viel Zeit, und die füllte sich eben auf Dauer mit vielen Projekten.
Nun ist das anders, nun weiß ich, wie es ist, einem Brotjob nachzugehen. Meine Schreibprojekte möchte ich dabei nicht aus den Augen verlieren. Klar, habe ich keine Kinder, keinen Menschen an meiner Seite, der Aufmerksamkeit bekommen muss, kein Haustier, aber immerhin kann ich mich nicht mehr jeden Tag voll und ganz dem Schreiben widmen. Ich musste umdenken, und doch wird mir klar, dass meine Motivation für andere, meine Hinweise und Tipps nicht unbedingt falsch waren. Allerdings möchte ich einen Punkt ergänzen: Lass dir Zeit, bei dem, was du tust.
Jede Änderung im Leben muss sich erstmal einspielen, du kannst nicht voll weiterpowern, wie du es gewohnt bist, wenn du plötzlich acht Stunden am Tag einem Job nachgehst, um die Miete zu bezahlen. Das wäre zu viel verlangt und überfordert ganz einfach. Deswegen bin ich in den letzten Wochen nachsichtiger mit mir und dem, was ich tue. Ich setze Prioritäten auf das Nötigste; Textaufträge und das Artikelplanen und -veröffentlichen fürs Schreibmeer. Meine eigenen Projekte stehen ein bisschen hinten an. Das ist okay, denn ich weiß, das ist kein Dauerzustand.
Ich vergleiche das ein bisschen mit meiner Sportmoral: Wenn ich nicht groß darüber nachdenke, dass ich joggen gehe, dann ist es einfacher. Einfach rein in die Klamotten und los. Ich möchte, dass es mir Spaß macht, also versuche ich, so viel Druck und Negativität wie möglich zu vermeiden - oder vorher darüber nachzudenken, ob ich jetzt Bock drauf habe oder nicht. Zwar gehe ich im Moment nicht laufen, doch das ist okay, denn ich kann es kaum erwarten, bis die Temperaturen wieder steigen und das Laufen angenehmer wird. Außerdem hat sich mein Alltag durch den Brotjob sowieso umstrukturiert, so dass das Nichtlaufen meiner Joggingrunde okay ist. Erst versuche ich, in meinen Alltag einen Rhythmus für mich zu finden, dann geht es an meine Ziele. Ganz entspannt und gespannt :-)
Ein zweiter Punkt in dem Zusammenhang, der mich ein bisschen zum Schmunzeln bringt: Menschen, die mein eigentliches Ziel nicht kennen, können nicht verstehen, warum ich mit einem Studienabschluss, "so einen" Job mache.
Ich werde an dieser Stelle nicht sagen, was ich tue, weil es irrelevant ist, aber es gibt mehr als einen Punkt, der dafür spricht:
Es ist ein einfacher Job. Perfekt, wenn man daran denkt, dass ich ihn nur als Brotjob sehe. Er laugt mich nicht (mehr) besonders aus, weil durch eine gewisse Routine und die Einarbeitung ein Rhythmus in meinen Tag kommt.
... dennoch lerne ich immer ein bisschen was dazu und bin motiviert, aus verschiedenen Gründen, meine teilweise sehr eingerosteten Sprachkenntnisse zumindest einfacher Vokabeln aufzufrischen.
Mit den Kollegen komme ich gut klar und auf die Arbeitszeiten kommen mir sehr entgegen. Ich hasse frühes Aufstehen und so bin ich super froh, dass ich vorallem in der zweiten Tageshälfte meine Arbeit erledigen kann. So kann ich ausschlafen, das heißt, ohne Wecker aufstehen, wenn es für mich soweit ist und vor und nach der Arbeit ein bisschen Schreibkram erledigen, ohne total erschöpft zu sein.
Klar, ich werde nicht reich damit, aber ich kann meine Miete bezahlen - und alles andere, was anfällt. Zusätzlich noch ein paar Einnahmen vom Schreiben. Mehr ist es im Moment nicht, was ich will. Allein dieser Punkt ist so irre entspannend und entlastend, vor allem, weil ich in den letzten Monaten mehr als einmal verzweifelt und voller Existenzängste war.
Erst gestern fragte mich stellte ein Kollege fest: Du willst hier doch wohl nicht alt werden.
Nein, das nicht, aber ich mache den Job, um ein Stück weit unabhängiger von der Bürokratie zu sein und mir nebenbei mein Autorenleben weiter aufzubauen. Denn genau dazu habe ich hier die Chance, wofür ich, wenn ich einem Beruf meiner Ausbildung entsprechend nachginge, wohl eher weniger die Gelegenheit hätte, weil ich in diesen Job dann mehr Zeit und Energie investieren müsste.
Und so passt mein Brotjob, so kurrios es manche Leute vielleicht finden, genau in mein Vorhaben für dieses und die nächsten Jahre: Ich habe Kopf-, Zeit- und Energiekapazitäten, um in fünf Jahren vom Schreiben leben zu können. (Ist nur so eine ungefähre, durchaus realistische Anpeilung, auf die ich keine Garantie gebe.)
Denn eines will ich nicht: Zeit und Energie in zwei Karrieren investieren, nur weil man es eben so macht, wenn man studiert hat, irgendwas, wo man viel Geld verdient ...
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