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Aussortiert und Wunschliste gelöscht

Ich habe Bücher aussortiert.

 

Dieser Satz ist ja schon nicht mehr ganz so neutral, wie er klingt. Zumindest in der Welt von Buchbloggern und Booktubern. Der SuB gehört dazu. Manche sind dafür und manche sind dagegen.

 

Ich sehe ihn eher als neutral an - zumindest bei anderen. Mir macht er immer mal wieder ein schlechtes Gewissen. Häufig will ich etwas lesen, aber ich finde nichts.

What?

 

Ja, ich habe da über 100 Bücher im Regal zu stehen und habe nichts zu lesen.

Es gibt da eine traurige Wahrheit, die vermutlich jeder kennt, der mit dem Buchbloggen beginnt. Kaufrausch. Wühltische. Wunschlisten. Es ist schön, das Gefühl zu haben, dazu zu gehören. Neue Bücher zeigen zu können ...

 

Doch es hat auch eine Kehrseite: Viele Bücher ziehen ins heimische Bücherregal, vor allem durch Wühltische und Preisaktionen oder sowas. Wenn ich ehrlich bin, dann hätte ich diese Bücher niemals für den eigentlichen Preis gekauft.

 

Das werfe ich mir jedoch nicht vor. Es tut mir eher leid, um die vielen Bücher, die ich mir verboten habe. Die Bücher, die ich wirklich hatte lesen wollen. Die Autoren, die ich wirklich unterstützen wollte. Weil da immer dieser Mitbewohner, dieser ominöse SuB da war, der einem ein schlechtes Gewissen machte.

 

Ich bin ernsthaft froh, dass ich zu denen gehörte, die vielleicht mal nach Reziexemplaren geschnuppert haben, aber sich nicht dem Druck, der damit verbunden ist, aussetzen wollten.

 

Ein kleines bisschen Wehmut bleibt trotzdem zurück. Es gibt Bücher, die konnte ich aussortieren, ohne ein schlechtes Gewissen. Ich hatte sie vielleicht schon mehrmals angelesen oder gar "einfach so mitgenommen, weil sie da waren". Dann gibt es aber die Bücher, an denen ich mental hänge ... oder hing. Richtig. Auch bei diesen Büchern habe ich es übers Herz gebracht. Einmal handelt es sich um eine Reihe, von der ich den ersten Band als letztes gekauft habe, der mich aber leider nicht angefixt hatte - noch nicht. Und ob er das tun wird, weiß ich nicht. Es ist den Büchern gegenüber nicht fair und sie sind nicht fair, wenn sie mich immer aufs Neue beleidigt anschauen, wenn ich mit neuen Büchern liebäugle, die ich jetzt und sofort lesen möchte.

 

Ab sofort werde ich mir also nur ein Buch nach dem anderen von Buchreihen besorgen. Kann ja sein, dass mir die Reihe irgendwann nicht mehr gefällt - schließlich gibt es auch noch den finanziellen Aspekt.

 

... Rechne ich für jedes Aussortierte Buch 10 Euro an, dann habe ich vorhin 550 Euro aus meinem Regal genommen. DAS IST KRASS!

 

Und dann gibt es noch die Bücher, von denen ein mächtiger emotionaler Druck ausgeht. Ich als Autorin möchte niemandem aufzwingen, meine Bücher zu lesen. Das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Allerdings ist das schlechte Gewissen riesig, wenn ich Bücher von befreundeten Autoren besitze ... und diese dann noch signiert sind. Was tun? Ich weiß, dass ich sie aus verschiedenen Gründen nicht lesen werde. Das liegt nicht an den Autoren, nein, es liegt an den Büchern, an der Geschichte, an dem Genre, an dem Cover.

 

Es fällt mir schwer, aber noch schwerer lastet es auf mir, den Druck zu haben, diese Bücher lesen zu müssen.

 

Ich kann nicht alles lesen. So leid es mir tut.

 

Und damit habe ich noch einen Entschluss gefasst: Ich werde meine Wunschliste löschen.

 

Fast 200 Bücher drücken sich dort herum. Viele stehen drauf, weil ich aktiv nach ihnen gesucht habe, damals, als ich noch monatliche Neuerscheinungen gepostet habe. Allerdings habe ich schon lange die Ansicht: Bücher finden zu mir, genau dann, wenn ich sie brauche.

 

Viele der WuLi-Bücher habe ich gar nicht mehr auf dem Schirm, einige sehr wohl. Und die Bücher, die ich vergesse, ohne sie irgendwo festzuhalten ... Wie viel sind sie mir dann eigentlich wert? Ist es wieder nur eine Liste, die ich abarbeite, nur weil ich irgendwann mal sagte, ich wolle sie lesen? Aus schlechtem Gewissen oder einer Art Verantwortungsgefühl heraus?

 

Genauso stehts mit meinem Bücherschatz der Autorin, die mich teilweise zum Schreiben gebracht hat. Sie stehen seit Jahren, fast schon Jahrzehnten bei mir herum - ungelesen? Ich brauche sie nicht, um mich daran zu erinnern, dass sie mich dazu brachte. Ich möchte mehr Zeit in die Bücher und Geschichten investieren, die mich rufen ... Nicht in die Geister, die sich bei mir Stapeln - ob nun auf einer virtuellen Liste oder im Bücherregal - und denen ich nicht gerecht werden kann.

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