Dieser Satz drückt eigentlich alles aus, was ich sein will. Nicht nur eigentlich, sondern eben genau das. Ich möchte mir selbst keine Grenzen setzen, nicht sagen, ich kann etwas nicht, sondern einfach machen.
Es fällt mir so unglaublich leicht, andere darin zu bestärken, ihre Ziele, Träume und Wünsche wirklich anzugehen. Auch wenn da diese Angst ist, es nicht zu schaffen. Diese Gedanken, es nicht zu können. Diese Zweifel, dass es nicht das richtige ist. Für einige Menschen bin ich ein Vorbild, das weiß ich, und (keine Ahnung von wie vielen) bin ich es, ohne zu wissen, dass ich es bin. Diese Tatsache macht mich unglaublich stolz. Ehrlich. Es ist schön zu wissen, dass ich andere darin bestärken kann, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollen, ihnen Mut zu machen, wenn sie ihn selbst nicht haben, ihnen einfach dabei helfe, Entscheidungen zu treffen und zu sehen, wie richtig diese Entscheidung für sie war, wenn sie mir im Nachhinein davon berichten.
Entscheidungen treffen. Das ist genau das, was mich im Moment beschäftigt. Einerseits dieses gute, sichere Gefühl, irgendwo verwurzelt zu sein, ein Leben zu haben, das man mag mit allem drum und dran - auch wenn es nicht einfach ist. Auf der anderen Seite aber dieser Drang, der nach mehr strebt, nach Selbstverwirklichung. Ich bin schon ich selbst, aber ich merke eben, da geht noch mehr, die Frage ist, ob ich damit in meinem jetzigen Leben weiterkomme. Ich scheine an eine Grenze gestoßen zu sein, wie schon oft in meinem Leben - nur, dass es meistens etwas gab, dass mir die Entscheidung, über diese Grenze zu gehen, abgenommen hat. Egal, ob es jetzt das Schicksal war oder andere Menschen. Ich wurde immer mehr oder weniger getragen, konnte mich auf jemanden verlassen - weil ich selbst nicht stark genug war, mich selbst zu tragen.
Diese Entscheidungen waren in dem Moment nicht groß, oftmals waren sie der einzige Weg, weil ich mich gar nicht anders entscheiden konnte. Und auch jetzt sind es rückblickend leichte Entscheidungen und häufig die einzigen Möglichkeiten gewesen, für dich mich entscheiden konnte, weil ich nicht anders konnte. Diese Entscheidungen waren für mich, nicht für andere. Einigen erschienen meine Entscheidungen egoistisch (was sie ja auch irgendwie waren, doch ich glaube, die wenigsten Menschen, die mich wirklich kennen und verstehen, würden sagen, dass ich egoistisch bin - zumindest hoffe ich das). Vieles hätte anders laufen können und wäre es sicher auch, wenn ich nicht nach mir gegangen wäre. Doch dann hätte ich mich selbst verloren. Darum gab es für mich, und zwar nur für mich, keine andere Möglichkeit.
In meinem jetzigen Leben habe ich mich selbst gefunden. Ich kann sicher sagen, dass ich ich bin und dass ich keine Entscheidung in meinem Leben bereue. Wie gesagt, vieles hätte anders laufen können und hin und wieder denke ich über die Alternativen nach, kann schlecht beurteilen, ob die Entscheidungen richtig waren oder nicht, weil es eben nur Möglichkeiten sind, wie es sein könnte, ohne jemals zu sein. Andere Wege hätten mich vielleicht auch hierher gebracht.
Clear your mind of can't ist ein Satz, den ich immer unterschreiben würde. Für andere. Immer. Denn dieses Nichtkönnen ist eine Grenze, die man sich selbst schafft. Denn ich weiß doch, tief in mir drin, dass man alles schaffen kann.
Genau das sehen vermutlich Menschen, die mich, das Bild, das ich für die Öffentlichkeit von mir zeichne, betrachten. Es liegt sehr nahe an der Wirklichkeit, so dass ich manchmal wirklich Probleme habe, eine Grenze zu ziehen, mir der ich mich wohl fühle. Doch genau dies scheint im Moment zu verschwimmen. Private Entscheidungen scheinen einen Einfluss auf das zu haben, was ich nach außen zu tragen bereit bin - und das macht mir Angst. Ich weiß nicht, wie sehr ich euch jetzt, hier, in diesem Moment, in dieser Situation an meinem Leben und meinen Gedanken teilhaben lassen kann und will. Erstens kann ich nicht beeinflussen, wer das hier überhaupt liest, und im Grunde genommen kann es mir ja auch egal sein, aber es ist schwierig, Gedanken, die mir selbst so unklar sind, zu formulieren, dass mich jeder versteht. Wobei wir damit bei zweitens wären ... Und diese Dinge jedem verständlich machen zu wollen, stößt dann wirklich auf Grenzen - jene Grenzen, die ich akzeptieren kann. Sie nerven, aber sie sind da und an ihnen kann ich nichts ändern. Sie überschreiten zu wollen, würde wahrscheinlich wiederum an eine Grenze stoßen: sich selbst zu verbiegen und nicht mehr man selbst zu sein. Diese Grenze habe ich vor langer Zeit übertreten, ich weiß, wie es auf der anderen Seite aussieht. Dorthin will ich nicht mehr zurück.
Vielleicht ist es schon ein paar Wochen her oder auch nur ein paar Tage, dass ich diesen Satz auf dem Sperrbildschirm meines Smartphones immer bei mir trage. Eigentlich dachte ich, dass ich genau danach auch leben würde: Clear your mind of can't
Doch es ist nicht so. Ich habe diese Grenze eingerissen. Seit gestern rauschen die Gedanken ungehalten durch meinen Kopf. Es tun sich ganz neue Wege auf, die ich vorher nie wirklich in Betracht gezogen habe. Ich konnte sie teilweise nicht einmal sehen, weil da diese Grenzen waren, dieses ich kann nicht. Und diese Weite, die ich jetzt betreten kann, macht mich ohnmächtig. Ich kann sie nicht greifen, nicht umfassen, das Ende nicht sehen, weil einfach alles möglich scheint.
Der Auslöser war ein intensives Gespräch. Gefolgt von einem Moment, den man vielleicht als ein mit dem Zaunpfahl winkendes Schicksal sehen kann. Worauf wieder ein intensiver Gedankenaustausch folgte.
Dass ich gerade an einem Scheideweg stehe, ist wohl jedem bewusst, der mich und mein Tun ein bisschen verfolgt. Dieses Damoklesschwert schwebt seit Monaten über mir - eigentlich schon seit Jahren. Noch viel länger kann ich eine Entscheidung nicht herauszögern. Dafür muss ich mir nur eine Frage beantworten, dessen Antwort ich schon kenne:
Was will ich, wo will ich hin, wie will ich dorthin, mit wem und wo ist da überhaupt und wie sieht der Weg eigentlich aus?
Ja, mehrere Fragen in einem, aber da ich eine Frage nicht ohne die andere beantworten kann, weil sie alle zusammenhängen, spendiere ich auch nur ein Fragezeichen. Heute habe ich für sowas keinen großzügigen Tag.
Zukunft. Dieses große Thema. Bisher habe ich immer auf die mehr oder weniger starken Arme vertraut. Hat ja auch ganz gut funktioniert. Aber ich muss eine Entscheidung für mich treffen und das schmerzhafte dabei ist: Ohne Rücksicht auf jemand anderes.
Schmerzhaft deswegen, weil ich niemanden gern verletze: Egal ob wissentlich oder unwissentlich. Das macht die Sache aber nicht wirklich kompliziert. Die Angst liegt eher darin, wie sehr ich mich verletze. Ein bisschen mindestens, weil ich mich verwundbar mache. Alle, nicht nur eure Augen, werden auf mich gerichtet sein, zuschauen wollen, was ich da eigentlich treibe. Auch wenn ich mich hier kryptisch ausdrücke, habe ich zumindest diese Entscheidung getroffen: Mit euch.
Jeder, der möchte, darf mich auf meinem Weg begleiten. So sehr wie ich fiktive Geschichten liebe, liebe ich auch Geschichten von Menschen. Was steckt hinter diesem oder jenem Verhalten, hinter dieser oder jener Entscheidung. Das sind die Geschichten, die ich noch interessanter finde, als die Fiktion. Fiktion hat Grenzen auch wenn es oft nicht so scheint. Die Realität kann so vieles mehr. Zumindest glaube ich das.
Dies ist auch mein Versprechen an euch und das, was mir das gute Gefühl gibt: Euch meinen Weg begleiten lassen und für denjenigen, der es braucht, ein Vorbild zu sein.
Was ich will, ist auch so klar, wie für manche Menschen das Amen in der Kirche.
Ich will ich sein. Ich will träumen dürfen und für diese Träume leben, diese Träume leben, mich nicht rechtfertigen müssen, für das, was ich tue, nicht vor anderen und nur vor mir selbst, nicht für das, was sein könnte leben, sondern für das, was ich selbst beeinflussen kann. Ich will mich nicht verbiegen und ich will andere nicht verbiegen. Ich möchte nicht darauf hoffen müssen, dass etwas passiert, ich will passieren lassen.
Und ich will keine Angst haben. Angst vor der Zukunft, Zweifel, ob ich schaffen kann, was ich will, obwohl ich ja eigentlich weiß, dass ich es kann. Ich will nicht traurig darüber sein müssen, dass ich etwas zurücklassen muss, was mir am Herzen liegt. Ich will mich nicht an die Sicherheit klammern wollen, etwas nehmen, nur weil es einfach ist. Ich will kämpfen, denn es ist das, was ich kann, was mich stark macht. Ich will für das kämpfen, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Das und noch viel mehr. Was gibt es denn sonst auf der Welt, wenn man nicht das tut, wofür das Herz schlägt.
Aufgeben. Aufgeben kommt für mich nicht in Frage. Niemals. Aufgeben ist wie sterben. Aufgeben ist wie töten. Man tötet einen Teil seiner Selbst. Aufgeben ist Mord. Aufgeben ist Selbstmord.
Mir ist klar, dass es nicht einfach wird, nicht einfach sein kann.
Und doch ist da die Angst. Sie ist stark. Und es ist nichts hinter mir, was mich drängt, Grenzen zu überschreiten. Da bin nur ich, ich ganz allein. Und all das macht es so schwer, weil ich eben nicht nur ich bin. Ich bin auch andere. Es gibt da Menschen für die ich mich verantwortlich fühle, die ich ungern verlassen möchte, Dinge, die ich zurücklassen müsste, Alltägliches, an das ich mich gewöhnt habe. Ich habe mich eingerichtet, fühle mich wohl hier.
So leben also zwei Sehnsüchte in mir. Die eine ist die, hier zu bleiben, nichts zu verändern, hoffen, dass Veränderung passiert, ohne dass ich dafür Verantwortung übernehmen müssten. Das, wie es ist, annehmen und weitermachen, wie es bisher war. Sollte doch kein Problem sein.
Direkt daneben steht die Angst, die mir aufmunternd zunickt, flüstert, dass ich eine Pause verdient habe, dass das, was ich erreicht habe, schon ausreicht. Warum will ich denn mehr?
Die andere hat schon die Wollsocken eingepackt. Sie ist ganz zittrig vor Aufregung und wartet auf mein Go und ist gespannt auf das, was kommt, auf das, was wir noch gemeinsam erleben werden. Mit einem leuchten in den Augen sieht sie mich an und es schmerzt in meiner Brust, dass ich noch immer zögere, dass ich keinen Schritt vorwärts gehe.
Die Angst hält mich fest. Etwas, was ich niemals wollte und doch ist sie da. Die Unsicherheit liegt vor mir und ich weiß, dass warme Socken nicht alle Probleme lösen werden.
Und eigentlich sind die Fragen oben jetzt gar nicht mehr so wichtig, denn die Antworten hat dieses kleine süße Energiebündel auch schon eingepackt. Es denkt mit, das muss ich wirklich sagen. Und was ich alles brauchen werde, kann ich nicht wissen. Auch das ist nicht wichtig, wichtig ist nur, dass ich losgehe.
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