[Buchgedanken] Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders: Patrick Süskind

»Von Jean-Baptiste Grenouille, dem finsteren Helden, sei nur verraten, daß er 1738 in Paris, in einer stinkigen Fischbude, geboren wird. Die Ammen, denen das Kerlchen an die Brust gelegt wird, halten es nur ein paar Tage mit ihm aus: Er sei zu gierig, außerdem vom Teufel besessen, wofür es untrügliche Indizien gebe: den fehlenden Duft, den unverwechselbaren Geruch, den Säuglinge auszuströmen pflegen.«

 

Erschienen im Februar 1994

Umfang: 336 Seiten

ISBN: 978-3-257-22800-7 

Verlag: Diogenes

 

Vor einigen Jahren habe ich den Film "Das Parfum" gesehen und mir war lange nicht bewusst, dass er auf einem Buch basiert - bis ich es in den Händen gehalten habe. Natürlich konnte ich nicht anders und musste es mitnehmen, da mich schon der Film auf eine groteske Art und Weise fasziniert hat.

 

Dennoch dauerte es wieder eine Weile, bis ich das Buch schließlich gelesen habe. Mal wieder hat mich das Cover abgeschreckt - mit den Covern dieses Verlags kann ich mich wirklich nicht anfreunden -, was ich, als ich das Buch schließlich endlich zu lesen begonnen habe, doch ein wenig bereut habe.

 

Ich fühlte mich von der ersten Seite an in dem Schreibstil sehr wohl und dachte an meine damalige Deutschlehrerin zurück, die mir einen wundervollen Schachtelsatz in einem Aufsatz rot angestrichen hat - ich vermute bis heute, dass sie ihn einfach nicht verstanden hat. Aber das sei ja mal dahin gestellt. Es war wirklich großartig, dieses Buch zu lesen und ermunternd zugleich, denn Schachtelsätze müssen durchaus nicht dafür sorgen, dass der Leser verwirrt zurück bleibt, sondern können auch dazu führen, dass man noch tiefer in ein Buch hineinkriechen möchte. Ernsthaft, ich habe es genossen, dieses Buch zu lesen und würde es am liebsten jedem in die Hand drücken, der es noch nicht gelesen hat.

 

Obwohl ich nicht mehr viel vom Film weiß, ist mir das Ende dennoch eindrücklich im Gedächtnis geblieben. Ich wusste also, worauf es hinausläuft und habe bis zu den letzten Seiten hin gehofft, dass Grenouille das Ende bekommt, welches er für sich vorgesehen hat. Im Nachhinein ist es wirklich erschreckend, dass man tatsächlich mit einem Mörder mitfühlen kann, der definitiv nicht fühlt - einem Psychopathen in gewissem Sinne - und sich dennoch mit ihm identifizieren kann. Er geht seinen Weg und zwar nur seinen, egal, was andere über ihn denken mögen. Er akzeptiert ihre Reaktion auf ihn, nur um dann später zurückzuschlagen und ihnen all seine Verachtung entgegenzuschmettern.

 

Vielleicht ist er irgendwie der Teufel, denn überall hinterlässt er mehr oder weniger Tod und Leid. Er stellt sich über andere Menschen und - obwohl er selbst aus dem stinkenden Nichts kommt - wird er schließlich doch gefeiert und verehrt. Er hält den Menschen selbst den Spiegel vor, die ihren Augen mehr trauen als den anderen Sinnen und auch dem Verstand, die einfach ihr Leben leben und schließlich sogar die Augen vor den Gräultaten verschließen und nach nur wenigen Tagen wieder in ihren Alltag eintauchen, als wäre dort nie etwas Anderes passiert.

 

Fazit: ❤❤❤❤❤★

Ein wundervoll schreckliches Buch über das Wesen der Menschen erzählt in einem großartigen Stil. Ein Muss für jeden, der von einem Buch mehr möchte, als eine Geschichte.

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