Es gibt so Momente, in denen ich denke:
Was habe ich die ganze Zeit eigentlich gemacht??
Tjaaaa ... Aber ich will vorn anfangen und ein bisschen resümieren. Danach kann ich mir immer noch unglaublich doof vorkommen :-D
Ein Meilenstein (ihr könnt ihn wahrscheinlich schon vor euch herbeten) war im November 2013 mein erster NaNoWriMo. Das erste Mal habe ich eine Geschichte beendet. Ein großartiges Gefühl.
Seitdem tauchte ich immer mehr in die Welt der Schriftsteller und Autoren ein, fühlte mich selbst wie einer, startete meinen Blog (damals noch bei Wordpress) und wuchs immer mehr in diese Gemeinschaft hinein.
Aber mit diesem Schritt in diese neue Welt kamen auch die vielen, vielen Regeln und Gesetze, denen sich nun einmal jeder zu fügen hat. Eine Geschichte zu beenden, hatte ich ja geschafft. Schon allein diese Tatsache hob mich von vielen anderen ab. Ich konnte mich selbst guten Gewissens Autor nennen.
Das nächste ungeschriebene Gesetz ist, dass man sein Manuskript eine Weile liegen lassen muss. Auch das habe ich getan und seither - ich zähl grad eben mal nach, damit ich selbst auch endlich mal eine genaue Zahl im Kopf habe - sechs Romanrohfassungen und zwei Ratgeberprojektet beendet, außerdem zwei Romane geplant und angeschrieben.
Es folgte das nächste Gesetz: Überarbeiten muss man ja jedes Projekt, schließlich kann man eine Rohfassung niemandem antun. An den unendlich vielen Dateien kann ich die vielen Überarbeitungsschritte halbwegs nachvollziehen:
- direkt im Dezember nach meinem NaNo habe ich die Rechtschreibung überarbeitet
- vom Februar 2014 existiert eine 1. Endfassung
- Version 2.0 Februar und Mai 2014
- Version 3.0 beeinhaltet Anmerkungen vom meinen Testlesern (Anfang Juni 2014)
- Version 4.0 scheint dann die zu sein, welche ich eingesendet habe (15. Juni 2014)
- 1.0 ZLuS (ich habe offenbar schon keine Lust mehr, den Titel auszuschreiben) Anfang Dezember 2014
- Version 5.0 ist dann aus dem Januar 2015: Ich habe offenbar am Plot, den Charakteren und einer Prämisse gearbeitet. Das war glaube ich der Zeitpunkt, an dem ich Papierschnipsel in meiner Wohnung verteilt und meinen Plot aufgemalt habe.
- Dann taucht vom Februar 2015 wieder eine Version 4.0 unter dem Namen Zwischen Licht und Schatten auf.
- Im Juli 2015 habe ich die Geschichte nochmal neu geschrieben (sagt mir Instagram)
- Im Dezember 2015 habe ich die Geschichte dann mit einer Kindleversion lesen wollen
- und im Januar 2016 versucht, die Geschichte mit meinen gesammelten Erkenntnissen neuzuschreiben
Mir kann keiner vorwerfen, ich hätte es nicht versucht :-D
Soweit ich mich erinnere, habe ich kein weiteres Romanprojekt versucht zu überarbeiten. Wenn ich schon keine Ahnung habe und ein Projekt zu Tode überarbeite (oder schreibe), dann wenigstens nur eins und nicht alle.
Damals dachte ich zumindest (wie wahrscheinlich auch heute), dass ich wunderbar brillante Erkenntnisse hatte, die mich richtig weiterbringen würden.
Und genau das ist auch passiert. In all den letzten Jahren habe ich es versucht, habe mir Leute gesucht, von denen ich lernen kann, war aufgeschlossen dem für mich doch auf den ersten Blick sehr seltsamen Plotten gegenüber. Ich habe es irgendwann einfach gemacht, weil es alle machten und es auch Sinn ergab, wenn man die ganze Geschichte nicht nochmal komplett umschreiben will.
Heute bin ich hoffentlich einen Schritt weiter.
Ich habe gemerkt, dass mir das Plotten vielleicht doch nicht so hilft. Es ist für mich, als hätte ich die Geschichte schon einmal geschrieben und dann ist sie nicht mehr spannend, weil ich sie bereits entdeckt habe. Sie ist schon da, also ist es unnötig, sie noch einmal zu schreiben.
Eine schmerzliche Erkenntnis, dachte ich doch, dass ich durch das Plotten ein normaler Autor würde. Jetzt kann ich mich mit Stephen King in eine Reihe stellen, denn nach den Jahren des Rumprobierens glaube ich jetzt, dass es mich nicht weiterbringt, eine Geschichte zu planen. Es bringt auch nichts, eine bereits geschriebene Geschichte nochmal neu zu schreiben. Es passiert nur das, was zwangsläufig passieren muss: Ich verliere die Lust an der Geschichte. Lediglich das Ende zu kennen, hat bisher geklappt - mehrfach.
Und auch mein Schreibstil hat gelitten. Ich habe gemerkt, dass ich zu schnell schreibe. Ich lasse Beschreibungen einfach weg, weil ich mich ja an meinem Plot orientieren kann, die Geschichte nicht mehr entdecken muss und so emotional auch nicht mehr so tief in die Geschichte eintauchen muss. Ihr erinnert euch sicher an meine doch ziemlich weinerlichen Posts darüber, dass ich nicht schreiben kann, dass mir irgendwas fehlt, z.B. hier
Die Ursache dieser Odyssee war meine Angst vorm Überarbeiten. Somit kommen wir endlich auch zum Titel dieses Beitrags zurück. Von vielen Seiten hörte ich, wie anstrengend das Überarbeiten sei und dass das Schreiben doch viel schöner ist. Dabei erfasste mich, wahrscheinlich eher unbewusst, eine Panik: Wie soll ich denn etwas überarbeiten, was so dermaßen ungeplant ist? Die Lösung: Alles nochmal neu schreiben und dafür mit Plot. Und weil ich schon nicht richtig (mit Plot) schreiben konnte, immer unzufrieden mit dem war, was ich fabriziert habe, lustlos und eben zu schnell (ohne Um- und Beschreibungen) geschrieben habe, wurden meine Geschichten kürzer und waren letztlich nur auf den Plot reduziert. Dieses "kein Spaß am Schreiben" hat mir auch meinen Schreibstil versaut: Viele Sätze waren gefühlt nach Subjekt + Prädikat + Objekt aufgebaut. Sogar in den sozialen Netzwerken und beim Bloggen. Alle Sätze fingen plötzlich mit "ich" an. ICH war auf das wesentliche reduziert - den Plot, meine Kernaussage, das, was ich vermitteln wollte.
Vor ein paar Jahren hatte ich schon einmal eine Erkenntnis zu meiner Arbeitsweise. Ich machte es auf meine Weise, dann wurde es mir abgewöhnt, weil es nicht richtig war, (das war laut Lehrplan, Lehrer, ...) nicht so vorgesehen, also mache ich es nicht mehr auf meine Art und ich schwamm mit dem Einheitsbrei mit - und meine Begeisterung verschwand.
Magic!
Genau das ist mir auch mit dem Schreiben passiert und im gleichen Atemzug wuchs meine Angst vor dem Überarbeiten.
Nun, soweit ist das erst mal graue Theorie und ich habe keine Ahnung, ob das wirklich, wirklich stimmt, denn wie gesagt, Erkenntnisse habe ich häufig.
Heute morgen habe ich begonnen, in einem älteren (DW-)Manuskript zu lesen Back to the Roots. Mehrere Dinge sind passiert:
- das Gefühl für die Geschichte war schlagartig wieder da (und damit meine ich dieses deepe Gefühl, das ich auch beim Schreiben empfunden habe)
- mir fiel auf: "hey, das ist gar nicht schlecht!" Woraus sich zwei Möglichkeiten ergaben: 1. ich muss genial sein oder 2. ich bin einfach nicht in der Lage, distanziert auf meine Geschichte zu blicken
- dann fand ich aber doch ein paar Dinge und bin jetzt ganz vorsichtig dabei, meinen Weg fürs Überarbeiten zu finden. Ich habe keine Angst mehr davor. Sie hat sich schlagartig in Luft aufgelöst.
Vielleicht bin ich endlich auf einem richtigen Weg. Bisher ist es überhaupt nicht anstrengend zu überarbeiten und die Euphorie macht sich breit, dass ich tatsächlich schon recht bald mal einen Roman veröffentlichen kann, denn vorher stand ich mir selbst im Weg.
Ich mag Pläne und Strukturen, weil es so schön einfach ist 1+1 zu rechnen und dann auf das gleiche Ergebnis zu kommen, wie die anderen. 1+1 scheint für mich aber einfach nicht zu funktionieren, weil ich vor mir eine 2 und eine 3 sehe. Egal wie ich beide Zahlen addiere, ich komme niemals auf 2.
Und wo ich jetzt genauer darüber nachdenke, unterscheidet sich meine Art, Ratgeber zu überarbeiten gar nicht so sehr davon, Geschichten zu überarbeiten [in meinem Vlog habe ich noch was anderes erzählt :-D Kommt morgen online]. Aber dazu mehr in meinem nächsten Beitrag ;-)
Ich erlaube mir jetzt, etwas zu lernen, was ich nicht kann, weil ich nicht auf meine Art versucht habe herauszufinden, wie es geht.
P.S. Dieser Beitrag ist für eine Person da draußen - und ich glaube, sie ist nicht die einzige -, die genau wie ich vor der Hürde des Überarbeitens steht und einfach nicht weiß wie. So genau kann einem das nämlich keiner sagen. Vor allem, wenn man selbst ein Discovery Writer ist und von Plottern lernen will. Hoffentlich kann ich für uns einen Weg finden und euch dann davon erzählen :-)
P.P.S. Übrigens komme ich mir gar nicht mehr so doof vor wie zu Beginn dieses Beitrags ;-)
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