Der Aufhänger für diesen Beitrag war eine Twitter-Diskussion über Autoren-Communities. Braucht man die und gehört man da wirklich - vor allem als der Exot "FanFiction-Autor" - rein?
Ich möchte auf die Diskussion gar nicht wirklich näher eingehen, sondern von meinen Erfahrungen mit Autorengruppen und meiner Meinung zu FanFiction-Autoren berichten.
Autorencommunities - ein Kommen und Gehen
Im Grunde genommen ist die Frage, ob man in eine Community hineingehört - als welcher Autor auch immer - recht paradox für mich. Es lässt sich eigentlich gar nicht vermeiden, dass man in Kontakt mit anderen Autoren kommt. Außer, man schließt sich zu Hause ein, meidet das Internet, soziale Netzwerke, Buchmessen, Autorentreffen, Foren, Autorenblogs, Buchbloggs, ...
Alle Dinge, die einem Autor helfen bekannter zu werden, führen früher oder später dazu, dass man sich in einer Gemeinschaft wiederfindet. Die Kreise überschneiden sich natürlich und man muss nicht überall dazu gehören, aber genau wie auf der Arbeit, in der Uni oder Schule: Man rutscht ganz automatisch hinein und es lässt sich ganz schwer vermeiden. Diese Grüppchenbildung ist ganz normal, aber das beste ist, dass sich hier Menschen mit den gleichen Interessen zusammenschließen. Würde man sich nicht wohl fühlen oder eine gegensätzliche Meinung vertreten, würde sich der Kontakt von ganz allein ausschleichen, man würde gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen meiden und irgendwann einfach kein Teil der Gruppe mehr sein.
Um die Frage von oben nochmal aufzugreifen: Man passt ganz automatisch dort hinein, wo man sich wohl fühlt, also kann man gar nicht nicht zu einer Community gehören, zu der man gehört ;-)
Braucht man die?
Das schöne an Autorencommunities ist, dass es so unsagbar viele gibt. Allein mit dem Schreibmeer ist eine kleine Gemeinschaft von unseren Autoren entstanden. Der Chat ist ein Ort, an dem wir uns austauschen. Hier treffen die unterschiedlichsten Menschen und Interessen aufeinander: Romanautoren, Horrorautoren, FanFiction-Autoren, Blogger, Lektoren, Psychologen, Physiker, Sprachgenies, Grafiker, Fotografen, ... Alles Charaktere, die eine Basis haben: Sie sind Autoren des Schreibmeers.
Allein durch die Tatsache, dass es sich kaum verhindern lässt, bin ich der Meinung, dass eine Autorencommunity (fast) ausschließlich Positives bringt: Kontakt zu anderen Autoren, potenzielle Leser (Autoren und deren Leser), hilfreiche Tipps und Antworten zum Schreiben, Veröffentlichen und Marketing, Freunde, Menschen, die das gleiche, seltsame Hobby haben, usw.
Logisch, gibt es auch mal Streit mit dem einen oder anderen, aber ich bin der Meinung, dass man entweder darüber steht oder die Community einfach nichts für einen ist - so einfach ist das.
Wer spricht hier eigentlich von Alien?
Im Grunde genommen sind wir - alle Autoren - doch Aliens. Zumindest im Vergleich mit "normalen" Menschen. Wir sind anders und sollten irgendwann lernen, damit klar zu kommen. Das Künstlerdasein und die Künstlerpersönlichkeit schließen irgendwann Dinge und Menschen aus dem Leben aus, die früher einmal wichtig waren. "Normale" Menschen können bestimmte Dinge und Handlungen einfach nicht verstehen, das Umfeld ändert sich, man lernt, Menschen hinter sich zu lassen, die einem das Leben schwer machen, weil sie nicht verstehen können, man lernt, Dinge zu priorisieren, die im "normalen" Leben unwichtig sind, grenzt sich selbst aus Gruppen aus, in denen man früher vielleicht einmal zu Hause ist.
Ein Künstler kann sich nicht aufspalten in das, was er ist und das, was die "normalen" Menschen in ihm sehen wollen. Irgendwann macht das kaputt. Es ist gesünder und wesentlich entspannter, sich mit gleichgesinnten zu umgeben, als den Normen der Gesellschaft hinterher hechten zu wollen.
Wenn man diese Tatsachen verstanden und akzeptiert hat, dann - so war es zumindest bei mir - fühlt man sich nicht mehr ganz so Alien ;-)
Und nun zum Exoten: FanFiction-Autor?
Ich habe mich ehrlich über die positive Resonanz zu meinem Tweet gefreut, denn meiner Meinung nach sind FanFiction-Autoren - wenn überhaupt - genau solche Exoten, wie "normale" Autoren auch. Im Grunde genommen sind nämlich alle Geschichten FanFictions.
Hoffentlich lese ich bald With Love, Mary Sue zu Ende, denn genau das wird auch in dem Sachbuch über das "Phänomen Fanfiction" geschrieben. Niemand kann sich grundsätzlich eine neue Geschichte ausdenken. Allein die begrenzte Anzahl von Strukturen, nach denen eine Geschichte erzählt werden kann - so dass sie noch funktioniert -, zeigt das deutlich. Auch die Archetypen von Charakteren und Themen sind begrenzt. Irgendwoher muss ein Autor ja seine Inspiration ziehen, und woher, wenn nicht aus anderen Geschichten, Filmen, Serien.
Ich selbst lasse mich sehr gerne von Musik inspirieren (auch wenn ich manche Textstellen vielleicht falsch verstehe - das ist völlig irrelevant), aber auch von Bildern und selbstverständlich von anderen Texten.
Hinzu kommt, dass selbst beliebte Geschichten immer etwas bekanntes beinhalten (wie sollte man sich auch sonst darin zurecht finden oder sich mit Charakteren identifizieren?). Harry Potter: den Zauberlehrling, die Schule, das Leben als Waise. Twilight von auf der Buchreihe Vampire Diaries inspiriert sein, 50 Shades of Grey wie jeder weiß wiederum auf Twilight, die Percy-Jackson-Reihe bedient sich bei der griechischen Mythologie genau wie die Mythos-Academy-Bücher. Ich glaube, ihr versteht, was ich meine.
Was ist denn jetzt am FanFiction-Schreiben so exotisch? Eigentlich nichts, denn auch andere Autoren bedienen sich bei ihren Figuren und Charakteren bei vorbildern: Ob es nun Nachbarn, Lehrer oder Ehegatten sind, die soweit verfremdet werden, bis eher schwer erkennbar ist, um wen es sich handelt - vor allem für Menschen, die die betreffende Person nicht persönlich kennen - oder Romanfigur berühmte Persönlichkeit. Ganz ehrlich, ich sehe da keinen Unterschied.
Ich für meinen Teil bewundere sogar FanFiction-Autoren, denn sie legen besonderen Wert darauf, ihre Figuren und Szenarien so wirklichkeitsgetreu nachzubilden, wie möglich. Sie sind besonders kritisch, denn sie wollen etwas Geliebtes und bewundertes nicht verfälschen; nur eben ihre eigene Geschichte oder eine andere Geschichte erzählen. Was natürlich rechtliche Probleme aufwirft: Sie können und dürfen mit ihren Geschichten kein Geld verdienen. Und noch beachtlicher: Sie wollen es auch gar nicht, denn ihnen reicht es meist aus, ihre Geschichten zu schreiben. Sie wollen ihre Figuren nicht verändern, um Geld mit den Geschichten zu machen. Und das verdient meiner Meinung nach den größten Respekt!
FanFiction-Autoren sind ganz normale Autoren
So einfach ist das. Es ist schade, dass sie oft nicht als das angesehen werden, weil sie kein Geld damit verdienen (können/wollen). Aber genau wie sie werden auch Hobby-Autoren belächelt.
Ganz ehrlich, wenn Hänschen Müller im Nachbarsgarten Fußball spielt, freut sich der Papa doch auch. Hänschen verdient kein Geld. Es macht ihm Spaß zu spielen, vielleicht träumt er davon, irgendwann mal Profifußballer zu werden - und wenn nicht, ist es auch egal.
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