Seit langem schreibe ich mal wieder einen Blogbeitrag außer der Reihe. Zwar schreibe ich jeden Sonntag ein wenig darüber, was gerade so in meinem Leben passiert, aber jetzt möchte ich euch einfach mal berichten, wie es dazu kam, dass ich Vegetarier wurde und wie es vielleicht weitergehen wird.
In meiner Kindheit war ich immer irgendwie von Tieren umgeben, mein Opa und etwas später auch mein Vater hatten Tiere im Garten, die hauptsächlich da waren, um irgendwann gegessen zu werden: Hühner, Hasen, Enten. Auch zu Hause hatten wir Tiere. Im Frühjahr bekamen meine Schwester und ich meistens von unserem Opa ein Hasenbaby, mit dem wir den Sommer über gespielt und um das wir uns gekümmert haben. Als es groß genug war, wurde es schließlich gegessen. Das war völlig normal und ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals eine Träne darüber geflossen ist.
Das erste Mal, dass ich mich richtig dagegen gewehrt habe, dass ein “Haustier” gegessen wurde, war vor ungefähr zehn Jahren. Im Alter von ungefähr 13 Jahren habe ich das erste Mal mein Herz an ein Tier gehängt: an ein Zwerghängebauchschwein. Dass Hasen, Hühner und Enten gegessen wurden, war normal genauso, das Schlachten (ich wollte als Kind nie dabei sein beziehungsweise zusehen, aber das Ausnehmen, was ich irgendwann gelernt habe und war für mich auch voll normal). Wir hatten auch noch andere Tiere, die nicht gegessen wurden ;) Wellensittiche, Fische im Aquarium und im Teich, Meerschweinchen, später einen Kater – einen Hund wünsche ich mir schon, seit ich mich zurück erinnern kann, doch habe ich leider noch nie einen richtig eigenen gehabt.
Einen Sommer lang hatte ich dieses süße Zwerghängebauchschwein, dass nicht lange ein Zwerg blieb und ich wehrte mich so lange dagegen bis er “zu groß für den Grill” war. Als der süße dann zu groß für unseren Kleinstadthof war, kam er zu einem Bekannten und führte dort ein glückliches Leben (er bekam sogar eine Freundin) bis er schließlich eines natürlichen Todes starb.
Wie jedes Mädchen habe auch ich eine Pferde-Episode in meinem Leben zu verzeichnen – die immer noch anhält. Allerdings war ich nie so aufs Reiten fixiert, sondern eher auf das Drumherum. Und auch sonst setzte die Phase eher spät ein (vorher habe ich eher mit meiner Schwester mitgezogen) nämlich in der 10. Klasse. Dort hatte ich ein Praktikum in einem Islandpferdestall und habe mich anschließend für cirka ein Jahr um vier Großpferde gekümmert, ein wenig Bodenarbeit mit ihnen gemacht. In der Zeit habe ich ein Buch von Monty Roberts – dem Pferdeflüsterer aus Amerika – gelesen und ein paar Dinge ausprobiert. Eines Tages hatte ich dann diesen magischen Moment: Ein Tier entscheidet sich selbst dafür, zu mir zu kommen.
Natürlich wurde ich erwachsener und reifer. Bei jedem Tier, mit dem ich mich länger beschäftigt habe, habe ich festgestellt, dass es auch eine Persönlichkeit hat, wie ein Mensch. Genauso wie Menschen Ängste, Vorlieben und einen ganz eigenen Charakter.
Ich weiß nicht genau, wann es angefangen hat, aber ich habe noch nie viel Fleisch gegessen. Von zu Hause her war ich es gewohnt. Das Standartmittagessen bestand aus Kartoffeln, einem Gemüse und Fleisch. Eier habe ich noch nie gerne und viel gegessen – am liebsten noch als Spiegelei. Milch pur habe ich nur einmal genossen – ganz frisch im Urlaub – und sonst nur zu Cornflakes gegessen. Mit Schoko-, Vanille- oder Erdbeermilch kann man mich jagen, genauso mochte ich als Kind keinen Milchreis (war nach einem Löffel voll satt. Erst vor ein paar Jahren habe ich wirklich mehr Gefallen daran gefunden), Milchnudeln auch nur, weil es nichts anderes gab. Pudding ist vielleicht die einzige Form von Milch (wenn man es so nennen will), die ich ganz gerne mochte. Auch Käse war als Kind nie so mein Fall, außer Butterkäse – und der wohl auch nur, weil er recht fettig ist.
Während meines freiwilligen Jahres (Sommer 2010 bis Sommer 2011) als ich auf einem (anderen) Islandpferdehof gearbeitet habe, bin ich an den Studientagen das erste Mal mit Vegerariern/Veganern in Kontakt gekommen und wurde auch das erste Mal bewusst damit konfrontiert, dass die Produktion von Nahrungsmitteln nicht so supi ist. Obwohl ich nicht mehr zu Hause wohnte, war es mir aber nicht wirklich möglich, die Dinge, die ich gelernt habe, umzusetzen oder auszuprobieren.
In all den Jahren war es immer häufiger der Fall, dass ich zum Mittag kein Fleisch gegessen habe, zu Ostern kein einziges Ei. Bis ich vor einem Jahr (eher für die anderen als für mich selbst öffentlich) beschlossen habe, mich vegetarisch zu ernähren. Damals wusste ich nicht, ob ich mich überhaupt jemals vegan ernähren könnte und wollte. In dem Jahr ist meine Vorliebe für Käse gewachsen vor allem meine Liebe zu Mozzarella. Die Frage war, wollte ich wirklich zukünftig wirklich auf etwas verzichten – Den Verzicht auf Fleisch sehe ich nicht als so einen, denn es ist kein Verzicht im klassischen Sinne. Ich muss mich nicht überwinden und ich habe bis jetzt noch zu keinem Zeitpunkt das unwiderstehliche Verlangen gehabt, dass ich jetzt in ein Schnitzel beißen will – und wenn doch, dann hätte ich es getan. Ganz einfach: Ich vermisse Fleisch nicht, also ist es auch kein Verzicht für mich.
Vieles hat sich in meinem privaten Leben vor allem in den letzten zwei Jahren geändert. Ich habe Vegetarier und Veganer kennengelernt, von denen ich wirklich zu allen Fragen Antworten bekomme. Wirklich daran gedacht, Veganer zu werden, habe ich bis vor wenigen Monaten nicht – ja, ich wollte gerne, denn wer sich mit dem Thema beschäftigt, der trifft zwangsläufig auf die Schweinereien, die mit Tieren und auch unserem Essen angestellt werden …
Ich versuchte in dem letzten Jahr, wenn schon nicht vegan zu essen, ein wenig mehr darauf zu achten, wie ich meinen Alltag gestalte, speziell, welche sonstigen Produkte ich verwende und schaue zuerst immer, ob es eine tierfreie Option gibt. Vor ein paar Wochen habe ich ein Paar Schuhe entdeckt (diejenigen, die mir auf Instagram folgen wissen es) mit denen ich super glücklich bin. Zumindest von den Bestandteilen sind sie vegan und das beste: Sie sind 100% wasserdicht, was ich seit Jahren bei keinem einzigen Schuh mehr hatte, der gut aussah (ausgenommen meine quietschgelben Gummistiefel mit Stahlkappen).
In den letzten Wochen ist mein Konsum an Youtube-Videos von Veganern stark angestiegen und auch ich bin achtsamer, wenn ich einkaufen gehe. Ich entdecke neue Produkte für mich, probiere neue Dinge aus (auch wenn sie im nachhinein vielleicht seltsam schmecken → veganer Käse :D ), kaufe lieber den Joghurt von Alpro, weil der echt lecker ist, als normalen Joghurt. Nudeln ohne Ei schmecken echt nicht anders als normale Nudeln ;)
Bei solchen alltäglichen Dingen ist es echt nicht schwer, Alternativen zu finden, habe ich jetzt immer mehr den Eindruck. Mein Lieblingswein im Moment ist ein Wein, der vegan ist: Und ich genieße mit einem guten Gefühl. Ich weiß nicht, wie lange es dauert bis ich irgendwann mal komplett vegan lebe. In den letzten Wochen habe ich einen ganzen Tag in der Woche komplett vegan gegessen und was war möglich. Es war nicht mal ein großer Verzicht, weil ich schon einige vegane Lebensmittel in meinem Leben habe, die ich nicht mehr missen möchte. Heute neu entdeckt, es gibt einen Joghurt von Alpro mit Apfelstrudelgeschmack (eine kleine Empfehlung an dieser Stelle ;) ). Eine Zeit lang habe ich als “Fleischersatz” das Goudaschnitzel von Valess gegessen. Das ist wirklich lecker, finde ich, doch in der letzten Zeit habe ich darauf so gar keine Lust mehr. Ich brauche scheinbar keinen Fleischersatz und das finde ich voll ok ^^
Seit ich meinen #veganwednesday eingeführt habe, kann ich mir sogar vorstellen 4 von 7 Tagen die Woche vegan zu essen, in den letzten Tagen sogar 6 von 7. Das ist krass, denn das hätte ich vor einem Jahr nicht gedacht, dass ich das überhaupt könnte. Natürlich ist es echt einfacher als vor 10 oder vielleicht 20 Jahren, als es noch nicht so viele Alternativen gab. Aber ich bin froh, dass ich ausprobiert habe, mich vegetarisch zu ernähren, denn für mich ist nicht nur “Fleisch schmeckt mir nicht so gut bzw. ich brauche es nicht/ mein Körper verlangt nicht danach” ein Argument, sondern auch die Tierhaltungsbedingungen, die ich nicht mal meinem größten Feind wünschen würde. Ich möchte nicht missionieren, also erspare ich euch die Details. Wen es interessiert, der kann sich auf Youtube kostenlos ein paar Kostproben holen, die nicht leicht zu verdauen sind …
Aber mir ist auch der Aspekt wichtiger geworden, dass Tiere genauso wie wir fühlende Lebewesen sind. Und genau das ist mir schon früh und oft begegnet – in Erinnerung an einige Persönlichkeiten kommen mir sogar die Tränen, weil sie wirklich so etwas besonderes waren. Eine Art Urverständnis auf einer komplett anderen Ebene und ich möchte keinen dieser Momente missen. Ich kann nicht ausdrücken, wie überwältigend sie teilweise waren …
Genau deswegen wird mein Weg wohl über kurz oder lang wenigstens zum Großteil zu einem veganen Lebensstil führen und es freut mich, wenn ich Fleischessern auf sanftem Weg (ohne Missionieren) zeigen kann, wie viele Lebensmittel ohne ihr Wissen vegan sind. Solche Menschen, die dem Ganzen immer noch aufgeschlossen gegenüberstehen, obwohl so viele Vegetarier/Veganer versuchen zu bekehren (was in meinen Augen vollkommener Schwachsinn ist, denn das verhärtet nur die Fronten).
Dennoch ist es für mich völlig ok, wenn jemand Fleisch essen will – aus welchen Gründen auch immer. Es ist seine Entscheidung. Immerhin bin ich mit jemandem zusammen, der Fleisch isst und der der Meinung ist, wenn man kein Fleisch mehr isst, weil die Tiere empfinden, dann sollte man auch keine Pflanzen essen, denn Experimente haben gezeigt, dass auch sie nicht ohne Empfinden sind.
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